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"Pilgern in der Franche-Comté
         ...ein Abenteuer auf Französisch"


                                                                  Infos zur Tour durch die
                                                                       Franche-Comté
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WanderTour 31.10.-06.11.11

(1. Tag: Belfort - Villers-sur-Saulnot 26 km / 31.10.11)
(2. Tag: Villers-sur-Saulnot - Villersexel 31,5 km / 01.11.11)
(3. Tag: Villersexel - Filain/Les Gambes 24,5 km / 02.11.11)
(4. Tag: Filain/Les Gambes - Fondremand/Recologne 18,5 km / 03.11.11)
(5. Tag: Fondremand/Recologne - Gy 26,5 km / 04.11.11)
(6. Tag: Gy - Abbaye d'Acey 29 km / 05.11.11)
(7. Tag: Abbaye d'Acey - Mont Roland 29 km / 06.11.11)


In Strasbourg begann meine Tour am 03.10.2009 (siehe Reisebericht "Elsass"), in 8 Etappen schaffte ich es durchs Elsass bis Bellemagny, und heute am 31.10.11 werde ich meinen Weg ab Belfort durch die Franche-Comté fortsetzen.
Im quirligen Elsass führte mich der Jakobsweg durch mittelalterliche Orte und Weinberge, die Franche-Comté hingegen ist eine ruhigere Gegend, Touristen sind eher selten, die Landschaft manchmal rau und von der Landwirtschaft geprägt. Aber auch hier haben viele Orte eine lange Geschichte, und Weinanbau ist auch in dieser Region ein wichtiges Thema. Die berühmten Jura-Weine stammen aus dieser Gegend.....und die Menschen sind auf den zweiten Blick genau so gastfreundlich wie im benachbarten Elsass.....

Da die Unterkünfte in der Franche-Comté recht rar sind, hatte ich vorsorglich alle Übernachtungen im Voraus reserviert, und das war nicht die schlechteste Idee, wie ich bereits bei den mannigfachen Telefonaten mit den Gastgebern feststellen konnte. Auf dem Jakobsweg werden den Pilgern oftmals Übernachtungsmöglichkeiten von Privatleuten angeboten. Diese sind jedoch nicht immer in der Lage einen Gast aufzunehmen, und deshalb empfiehlt es sich, dies schon im Vorhinein abzuklären.

Es sollte also spannend werden, denn mir war klar, auf dieser Tour würde ich Land und besonders Leute richtig gut kennenlernen. Denn nichts ist schöner, als beim Abendessen mit Madame et Monsieur am Tisch in der Küche, in der eben noch die leckere pintade zubereitet wurde, zu sitzen und über die vielen Erlebnisse des Tages zu reden, und das in französischer Sprache, denn kaum jemand spricht in dieser Region deutsch, auch das war mir klar!!!
Es würde also ein Abenteuer werden....


Belfort - Villers-sur-Saulnot 26 km / 31.10.11
Es ist Abend, der Tag ist fast vorbei und alles hat gut funktioniert, und trotzdem habe ich ein unschönes Gefühl in der Magengegend.
  Vielleicht liegt es am ungemütlichen Zimmer, gerade am ersten Abend wünscht man sich doch etwas "Heimeliges", oder es liegt an den überwiegend unfreundlichen Menschen, die mir heute begegnet sind....hoffentlich schmeckt wenigstens das Abendessen in der "Gîte d'Etape La Forge d'Isidore"!!!
  Hier in meinem 6-Bett-Zimmer ist es kalt und ungemütlich, ich hatte einen viel zu schweren Rucksack und kann morgen nur eine kleine Strecke laufen, außerdem muss ich unbedingt ein paar Sachen nach Hause schicken, denn so geht es einfach nicht, mir tun alle Knochen weh!! Auf keinen Fall schaffe ich mit diesem Gewicht eine 31,5 Kilometer lange Berg- und Talstrecke, welche am morgigen Tag ansteht!
  Rückblick auf den Tag: Das Wetter war herrlich, nur Sonne, ein leichtes Shirt zum Wandern genügte. Nach Ankunft am Bahnhof in Belfort wagte ich noch einen Stadtrundgang, welcher länger ausfiel als geplant. Als ich endlich die Stadt hinter mir ließ, um die erste Etappe anzugehen, war es bereits 10:00 Uhr. Eine alte Festungsanlage mitten im Wald nach dem Ort Essert sowie weitere schöne kleine Orte auf dem Weg erfreuten des Wanderers Herz, und durch Wald und über weite Wiesen und Weiden wandernd kam ich am späten Nachmittag endlich in Villers-sur-Saulnot an, die Wirtin der Gîte d'Etape empfing mich im Garten arbeitend, herzlich und freundlich.
  Ich bekam mein Zimmer zugewiesen, ein 6-Bett-Zimmer, aber da ich der einzige Gast in der Pilgerunterkunft war, durfte ich den ganzen Raum alleine nutzen.
  Später war ich dann zum Abendessen verabredet, und hier empfing mich ein großer gemütlicher warmer Raum mit einer langen Tafel, auf der 4 Gedecke standen, "Dimanche", der Hund des Hauses begrüßte mich, musste dann aber wieder mit "Milou", der Katze des Hauses weiter umher tollen...so traf ich dann Colette, meine Wirtin wieder sowie 2 weitere Gäste, die sich ebenfalls eingemietet hatten (die jedoch nicht als Pilger unterwegs waren)....der Abend fing also schon sehr schön an, endlich Wärme (im Gegensatz zum kalten 6-Bett-Zimmer) und nette Tischnachbarn, und dann kam auch schon die Vorspeise:
  Ein schöner "Batzen" Leberwurst, auf der Ferme hergestellt, mit Baguette, und dann kam Daniel, der Mann von Colette, in den salle à manger mit einer Flasche Weißwein, den er uns nicht vorenthalten wollte. Hier war er nun, der berühmte Jura-Wein, dem wir uns nun zur Vorspeise widmen konnten.
  Zum Hauptgericht, einer leckeren Eier-Mehl-Speise, kam dann noch eine Flasche Rotwein zum Einsatz. Das Mahl wurde fortgesetzt mit Käse aus eigener Produktion sowie einem fruchtigen Apfelsaft, ebenfalls aus eigener Herstellung.
  Während des Menüs zeigte mir Daniel noch, wie ich die Strecke des nächsten Tages von 31,5 km auf 22 km abkürzen konnte, und somit löste sich dann auch mein Problem, die große Distanz der 2. Etappe eventuell nicht schaffen zu können....Hurra, der nächste Tage konnte nun ruhig kommen, mir ging's nun wieder richtig gut, und ich schlief kurze Zeit später total entspannt in meinem Schlafsack ein....


Villers-sur-Saulnot - Villersexel 31,5 km / 01.11.11
Um 07:30 Uhr wurde das Frühstück im gewohnt warmen Gastraum der Gîte gereicht, ein einfaches, typisch französisches petit-déjeuner mit Butter, Marmelade, Baguette, Tee oder Kaffee. Es schmeckt mir, und ich stärke mich für den Tag.
  Mein Rucksack steht schon bereit, und dann muss ich auch schon los, um 08:00 Uhr verlasse ich das Haus. Der kleine Ort Villers-sur-Saulnot ist noch vom Nebel umhüllt, da muss ich jetzt durch....recht kühl ist es noch, aber wenn man ein solches Gewicht auf dem Rücken trägt, wird einem schnell warm...
  Die Wegbeschreibung für die kürzere Wegstrecke anhand einer Karte, die Daniel mir am Vorabend gegeben hat, halte ich bereit. Zu diesem Zeitpunkt weiß ich aber noch nicht, dass ich sie nicht benötigen werde...
  Die Sonne durchbricht schon ein wenig den Nebel, als ich über Felder Richtung Corcelles gehe, im kleinen Ort La Chapelle zeigt sie sich dann schon fast vollends, und ich denke so für mich, dass dies wohl wieder ein schöner Tag werden wird.
  Kurz danach verwerfe ich diesen Gedanken schon wieder, denn ein paar Männer mit Jagdhunden fallen mir auf, auch Hundegebell ist in den Wäldern zu hören, und das bereits den ganzen Morgen. Nach einem Gespräch mit einem Jäger, den ich an der nächsten Kreuzung treffe, habe ich die unumstößliche Gewissheit, dass hier, jetzt und heute eine Jagd, in Französisch "chasse", im Gange ist, und zwar in toute la région und toute la journée (im gesamten Gebiet und den ganzen Tag!!!).
  Der nette Jäger mit dem gewöhnungsbedürftigen Dialekt der Franche-Comté bestätigt mir dann, dass es unmöglich sei, die geplante Route durch den Wald zu nehmen. Somit ist mein Schicksal besiegelt: ich werde heute nur auf kleinen Landstraßen und keinesfalls auf Waldwegen unterwegs ein!
  Bis Courbenans und weiter nach Vellechevreux gelingt mir das, dann jedoch führt mein Weg über die stark befahrene und recht breite D9, die mich geradewegs nach Villersexel führen soll. Bevor ich mich jedoch auf diese gefährliche Mission begebe, entschließe ich mich zu einem pique-nique, denn es ist gerade Mittag, also Zeit für eine Pause und eine Stärkung...
  Und danach ist alles viel leichter, ich marschiere beschwingt am rechten Rand des "Highways" los und bin kaum 50 Meter gegangen, da hält auch schon ein Wagen neben mir. Eine nette Dame steigt sofort aus; sie und ihr Mann möchten mich mitnehmen, wo ich denn hinwolle, ihr Enkel macht auch oft Wanderungen, und sie wollen mir helfen, sie sind gerade unterwegs nach Villersexel,.....welch ein Glück, ich auch!!!.....Ich erkläre kurz, dass ich leider meinen Weg aufgrund der Jagd habe ändern müssen, und schon sitze ich im Wagen und kurze Zeit später befinde ich mich bereits auf dem Marktplatz in der Nähe des Schlosses in Villersexel.
  Meine Herberge liegt direkt um die Ecke, es handelt sich um das älteste Haus im Ort, das Phillippe und Pascal renoviert und zu einer wahren Luxus-Unterkunft umgewandelt haben. Ich bekomme das chambre jaune und genieße die schöne Zeit in diesem stilvollen Ambiente.


Villersexel - Filain/Les Gambes 24,5 km / 02.11.11
Nach dem reichhaltigen Frühstück bei Phillippe und Pascal muss ich diesen schönen Ort nun leider verlassen, um meinen Weg zum heutigen Etappenziel Filain fortzusetzten. Ein kleiner Abstecher zum Postamt steht noch an, von wo aus ich überflüssiges Gepäck nach Hause schicke. Danach führt mich der Weg vom oberen Teil des Ortes abwärts ins Tal des l'Ognon. Nach der Brücke nach links, und schon bin ich auf dem rechten Pfad Richtung Moimay, welches ich nach wenigen Kilometern erreiche.
  Die Sonne ist noch nicht herausgekommen, erst in Marast mit seiner schönen (aber renovierungsbedürftigen) alten Abtei aus dem Mittelalter zeigt sie sich und schickt ihre wärmenden Strahlen herab.
  Nun geht es abenteuerlich durch ein großes Waldstück, danach an Feldern entlang Richtung Vallerois-le-Bois, wo ein großes Schloss über dem Ort thront. Danach auf einer ehemaligen Bahntrasse immer geradeaus, ein bisschen langweilig, dafür eben; die Trasse endet bei Dampierre-sur-Linotte, und ab hier führt der Weg nach Vy-les-Filain und dann weiter nach Filain mit seinem Schloss, welches aus zwei Gebäudeflügeln besteht und aus dem 15. und 16. Jahrhundert stammt. Leider ist der Mittelteil dieses prachtvollen Gebäudes 2010 einem Feuer zum Opfer gefallen.
  Meine Herberge liegt ca. 3,5 km westlich von Filain in Les Gambes, und so lege ich diese Strecke noch zurück, um im Bauernhof von Familie Vetsch nach einem schönen Wandertag mein Zimmer zu beziehen.
  Ein leckeres Abendessen wartet noch auf mich, und ich lasse den Tag bei einem Glas Wein ausklingen.


Les Gambes - Recologne-lès-Rioz, ca. 20 km / 03.11.11
Die Nacht war warm, hatte das Fenster weit offen, und der Morgen begrüßt mich mit freundlichem Himmel.
  Das Frühstück nehme ich gemeinsam mit der Hausherrin ein, und sie erklärt mir nebenbei den Weg durch den Wald von Les Gambes nach Authoison (so muss ich nicht wieder zurück nach Filain und habe ein paar Kilometer gespart).
  Und dann heißt es wieder mal Rucksack packen und losmarschieren, heute liegen ca. 20 Kilometer vor mir. In Fondremand, dem eigentlichen Etappenziel, habe ich keine Unterkunft gefunden, somit werde ich im 4 Kilometer entfernten Recologne-lès-Rioz übernachten.
  Den Weg durch den Wald finde ich anhand der Beschreibung meiner Wirtin sehr gut, und so komme ich wohlbehalten in Authoison an. Von dort aus geht es leicht ansteigend und dann wieder bergab nach Courboux.
  Hier erwartet mich eine besondere Überraschung: Direkt am Ortseingang treffe ich auf Alain. Er erzählt mir von seinem Hobby, dem Sammeln von alten Öfen. Er ist gerade dabei, Räume für eine große Ausstellung herzurichten, und ein paar seiner Kostbarkeiten zeigt er mir, und es wird ein Ausflug in vergangene Zeiten, denn in Alains Sammlung befinden sich auch andere Antiquitäten wie alte Waffeleisen, altertümliche "Waschautomaten", Kaffeemaschinen aus dem 19. Jahrhundert und vieles mehr....
  Während unseres Rundgangs hat es kräftig zu regnen begonnen, aber es hilft nichts, ich muss weiter. Zum Abschied schenkt mir Alain noch 2 Äpfel und gibt mir Grüße für Clodi, der Ölmühlenbesitzerin aus Fondremand mit, und legt mir ans Herz für die Besichtigung von Fondremand unbedingt genügend Zeit einzuplanen.
  Nach einem sehr langen Marsch durch den Wald von Mailley erreiche ich endlich Fondremand, und Alain hatte recht, ein längerer Aufenthalt lohnt sich! Es gibt eine Kirche aus dem 12. Jahrhundert, ein sehr altes Schloss, dessen Wachturm aus dem 11. Jahrhundert stammt sowie einen Waschplatz aus dem Jahre 1584, und besagte Ölmühle (welche auch als Getreidemühle diente) mit "Chefin" Clodi liegt direkt am Jakobsweg.
  Pflichtbewusst richte ich meine Grüße aus, und Clodi zeigt mir, wie vor 500 Jahren Mehl gemahlen wurde. Ein großer von Wasserkraft angetriebener Mahlstein läuft auf einem "Tisch" und zermalmt die Getreidekörner. Um 1 Kilo Mehl herzustellen, benötigt Clodi auf diese Art und Weise ca. 1 Stunde.
  Nach dieser eindrucksvollen Vorstellung muss ich mich losreißen, um im Nachbarort Recologne-lès-Rioz auf die Suche nach meiner nächsten Unterkunft zu gehen. Dies stellt keine Schwierigkeit dar, denn das Haus meiner Wirtin befindet sich direkt links neben der Kirche. Herzlich werde ich empfangen mit einer Tasse Tee und Kuchen.
  Mein Zimmer befindet sich im Nachbarhaus, das gerade zu einer "Pilgerherberge" umgebaut wird.
  Abends wartet noch eine kleine Überraschung auf mich: Meine Wirtin Frau Travaillot ist mit dem Bürgermeister des Ortes verheiratet, und so habe ich die große Ehre mit ihm und seiner Frau ein vorzügliches Abendmahl einzunehmen....welch ein Tag!!!


Recologne-lès-Rioz - Gy, ca. 22 km / 04.11.11
Das Frühstück im Hause Travaillot wird vom Bürgermeister höchstselbst zubereitet, und ich darf mit ihm und seiner Enkelin Julie am Tisch sitzen und plaudern. Frau Travaillot kommt wenig später vom Melken (denn hauptberuflich führen sie einen Bauernhof) zurück und gesellt sich zu uns. Dann neigt sich meine Zeit auch in diesem gemütlichen Hause dem Ende, und so muss ich los....
  Gegen 10:00 Uhr fängt der Regen an, der bis zu meiner Ankunft in Gy nicht aufhören möchte.
  Tapfer wandere ich hindurch, zum Glück ist es einigermaßen warm, und somit ist es nicht ganz so schlimm. Im Gegenteil, ich genieße diese Etappe, auf der lange Waldstrecken vorherrschen, die mich aber auch durch kleine schöne Orte wie Grachaux, Les Malbuissons, Bucey-lès-Gy führt und an der Ferme des Combes entlang, wo ich eine zwar regnerische aber trotzdem ausgedehnte Rast unter einer Kastanie mache.
  Und nach ca. 7 Stunden empfängt mich endlich das wunderschöne Gy, das mit einem schönen Schloss sowie Festungsanlagen und seinem noch erhaltenen spätmittelalterlichen Stadtbild aufwarten kann. Hier treffen zwei wichtige Pilgerwege aufeinander: Wir kreuzen die Via Francigena, die von Canterbury nach Rom führt.
  Desweiteren hält Familie Coutot eine sehr schöne Gîte für Pilger bereit. Ein altes Haus wurde renoviert und in einfache aber heimelige Zimmer umgewandelt. Es gibt eine Küche, die als Gemeinschaftsraum dient, direkt daneben befindet sich das Bad mit Dusche und WC. Ich bin mal wieder die einzige Pilgerin und bekomme das Zimmer, das direkt an die Küche angrenzt, somit steht mir ein kleines "Apartment" zur Verfügung, im Kühlschrank finde ich mein Abendessen und das Frühstück für den nächsten Tag, somit bin ich versorgt und genieße auch hier die Zeit in meinem kleinen Reich, das für einen Abend mir ganz alleine gehört.
  Hier erhole ich mich, schreibe, lese, und rüste mich für den morgigen Tag, der eine 29 Kilometer lange Wanderung für mich vorsieht, jedoch weiß ich schon jetzt, dass ich den etwas kürzeren Weg wählen werde (und das ist auch gut so, denn was ich heute noch nicht weiß: Am morgigen Tag wird es mal wieder eine Jagd geben, und somit werde ich die ausgedehnte Strecke durch den Wald von Autoreille nach Marnay aus Sicherheitsgründen ohnehin nicht nehmen können).


Gy - Abbaye d'Acey, ca. 28 km / 05.11.11
Das war heute eigentlich ein schöner Tag (mit schönem Wetter), obwohl ich fast 30 km zu bewältigen hatte:
  In meiner schönen Gîte bereitete ich mir selbst das Frühstück zu (ich war bereits um 06:00 Uhr aufgestanden, hatte gepackt und um 07:00 Uhr gefrühstückt; um 07:30 Uhr brach ich auf), dann verließ ich mein gemütliches Domizil Richtung Schloss, danach hieß es mal wieder in den Wald eintauchen, aber zum Glück ohne Regen! Der zeigte sich den ganzen Tag nicht, obwohl es manchmal danach aussah.
  Nach Durchschreiten des Waldes wählte ich wie geplant die kürzere Strecke über Charcenne an der Straße entlang (zwischen Avrigney und Marnay hörte ich von links Schüsse aus dem Wald, durch den mich mein Weg eigentlich geführt hätte; es fand mal wieder eine Jagd statt).
  9 km ging ich entlang der Straße, das war ermüdend, aber ich kam recht schnell in Marnay an, danach wechselte ich auf einen Feldweg (ehemalige Bahntrasse), der mich zuerst nach Morogne und dann über Landsträßchen nach Banne führte. Ich kam an einem See entlang und musste einen schier endlosen Weg bewältigen, dann nach links abbiegen, und wieder gelangte ich auf einen schier endlosen Weg. Nach einer Rechts- und einer Linkskurve gelangte ich nochmal auf einen schier endlosen Weg (alle 3 Wege waren kerzengerade), und ich war bereits erschöpft und sehnte mich nach der Abbaye, dessen Kirchturm ich dann endlich sah und hörte.
  Und dann sah ich sie auch, die Abbaye d'Acey, die für heute Nacht mein Heim sein sollte.
  An diesem Samstag gibt es noch weitere Gäste in der Abbaye, die von weitem schon sehr schön aussieht. Ein freundlicher Mönch, den ich am Empfang treffe, schickt mich zu Bruder Bernard (einer von 23 Trappisten-Mönchen), der für den Beherbergungsbereich zuständig ist; er spricht deutsch, denn er stammt aus der Nähe von Spicheren, nahe der lothringisch-saarländischen Grenze.
  Nach dem Abendessen in kleiner Runde nehme ich noch am sogenannten Complet, dem letzten Gottesdienst des Tages teil,...ein schöner Abschluss des anstrengenden Wandertages.
  In meinem Einzelzimmer (mit Bad und WC!!!) mache ich es mir danach gemütlich, schreibe meine Gedanken nieder und genieße die Ruhe in der Abtei.


Abbaye d'Acey - Mont Roland, ca. 25 km / 06.11.11
Am Sonntagmorgen bin ich bereits um halb sechs wach und frühstücke schon um halb sieben.
  Bruder Bernard kommt gerade in die Küche, als ich mir meinen Tee zubereite, sonst ist noch niemand hier. Zum Abschied schenkt er mir noch ein wenig Schokolade, die ich als "Energie-Reserve" sehr gut gebrauchen kann.
  Um kurz nach sieben (es ist noch nicht richtig hell) bin ich schon auf der Piste, es scheint ein wunderschöner Tag zu werden, keine Wolke am Himmel, die Sonne versucht gerade, sich gegen die Nacht durchzusetzen, Morgenröte,...ich blicke noch einmal zurück, auf Wiedersehen Abbaye d'Acey....
  Etwas müde noch, aber glücklich wandere ich in den Tag hinein, der übrigens wirklich sehr sonnig wird, durch Thervay - hier zeigt sich die Sonne nun schon fast ganz - , Brans, Offlanges und Moissey.
  Ab Moissey führt mich mein Weg wieder entlang einer relativ stark befahrenen Landstraße, der D 476. Diese Strecke ist zwar eine Abkürzung, jedoch gestaltet sie sich als sehr gefährlich...viele Autofahrer nehmen keinerlei Rücksicht auf einen Wanderer, der gezwungen ist, aufgrund einer Jagd (wieder mal!) diese Strecke zu wählen.
  Endlich angekommen in Menotey, hier endet meine Tour entlang dieser unschönen Straße, gönne ich mir eine ausgedehnte Ortsbesichtigung; Menotey, eigentlich wäre ich ohne meine Streckenänderung über die D 476 gar nicht hier her gekommen, entpuppt sich als wunderschöner Ort, den ich nur durch Zufall sehen darf, ...er entschädigt mich für die letzten anstrengenden Kilometer, Glück im Unglück, wie man so schön sagt......
  Nach dieser verdienten Ruhepause finde ich am Ortsausgang schnell meinen Weg Richtung Mont Roland, den ich schon bald aus der Ferne erblicken kann; sogar die Kirche ist schon erkennbar...
  Ab dem Ort Jouhe geht es stetig bergan, am Steinbruch rechts auf einen kleinen Pfad, erst eben, dann nochmal etwas bergan, und im Nu bin ich an den hinteren Mauern des Klosters angekommen.
  Es ist Sonntag, aber glücklicherweise nicht viel los hier oben. Im Chalet Mont Roland, meiner heutigen Herberge, herrscht jedoch reges Mittagstreiben. Das Restaurant ist bis zum letzten Platz mit Gästen belegt, die in feinem Zwirn ihr Mittagessen einnehmen.
  Vom netten Inhaber des Chalets erhalte ich meinen Zimmerschlüssel und ziehe mich auch sofort dorthin zurück. Ein gemütliches Dreibettzimmer wartet auf mich, durch die zahlreichen Fenster scheint die Sonne und ihre Wärme dringt in den Raum.
  Meine letzten Essensvorräte vertilge ich feierlich nach dieser finalen Etappe meines Jakobsweges durch die Franche-Comté. Meine Gedanken kreisen um die letzten Tage, in denen ich viel erlebt und viel gesehen habe. Am morgigen Montag werde ich die Heimreise antreten...eine wunderschöne WanderWoche geht zu Ende....

...mit WanderLust durch die Franche-Comté...


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